Bleiben Sie auf der Überholspur: Die unbemerkte Macht von Software-Updates im Auto
Autos – seit jeher Symbole der Freiheit und Fortbewegung. Doch während ihre primäre Funktion, uns von A nach B zu bringen, unverändert bleibt, hat sich die Erfahrung, ein Fahrzeug zu besitzen und zu fahren, in den letzten Jahren radikal gewandelt. Ein Blick ins Cockpit genügt, und man erkennt: Moderne Autos sind nicht mehr nur aus Metall, Gummi und Glas. Sie sind zu Hightech-Gefährten avanciert, in denen Software eine immer zentralere Rolle spielt. Sie ist überall – konzipiert, um dem Fahrer zu assistieren, den Komfort zu erhöhen, die Effizienz zu optimieren und vor allem die Sicherheit auf den Straßen zu maximieren. Funktionen wie Gefahrenerkennung, intelligente Navigation und sogar personalisierte Musikstreaming-Playlisten haben die Art und Weise, wie wir Autos erleben und nutzen, revolutioniert. Dies hat zur Folge, dass die Software mittlerweile ein wesentliches Kriterium geworden ist, um verschiedene Fahrzeugmodelle miteinander zu vergleichen.
Moderne Cockpits blenden uns mit Bildschirmen und Touchscreens – oder präsentieren gänzlich neue Bedienkonzepte, um die tech-affinen Fahrer von heute und morgen zu begeistern. Doch bei all dieser Technologiebegeisterung tauchen auch berechtigte Fragen auf. Kann ein Auto, das so sehr auf Digitaltechnik setzt, immer noch zwei Jahrzehnte und länger halten? Und während wir bei klassischen Autos primär über mechanische Ersatzteile nachdenken, müssen wir uns in dieser neuen Ära fragen: Wie altert Software? Und ist es überhaupt möglich, dass Software "kaputt" geht?
Binär, aber brüchig? Kann Software kaputt gehen?
Ein eindrückliches Beispiel dafür, dass Software "kaputt" gehen kann, wenn sie nicht mit der Zeit mithält, stammt aus unserer eigenen Firmenflotte. In einem Spätsommer rollte ein funkelnagelneuer, gut ausgestatteter Audi Q5 auf unseren Hof. Um sicherzustellen, dass unsere Mitarbeiter auch technologisch auf dem neuesten Stand waren, investierten wir zusätzlich mehrere tausend Euro in das Audi Multimedia Paket – zusätzlich zur ohnehin schon umfangreichen Business-Ausstattung. Doch dann kamen der Herbst und mit ihm das neueste iPhone Software-Update sowie die Vorstellung des damaligen iPhone 5 mit dem Lightning Anschluss. Eine unserer Kolleginnen, stets technikaffin und immer am Puls der Zeit, schaffte sich dieses neue iPhone an. Zu ihrer Enttäuschung musste sie jedoch feststellen, dass ihr brandneues Smartphone nicht mit dem Audi Multimedia System kompatibel war. Als wäre das nicht frustrierend genug, gab Audi bekannt, dass keine Aktualisierung des Systems geplant sei, um es mit neueren Smartphones kompatibel zu machen. Für sie war die Software des Audi somit faktisch "kaputt". Ihr iPhone konnte nicht mehr ins Auto integriert werden – eine bittere Pille, insbesondere nach solch einer hohen Investition in das Multimedia Paket.
Insbesondere bei Software, die mit externen Schnittstellen – wie im Falle des Audis – arbeitet, oder die Kommunikation mit Servern im Internet erfordert, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Hersteller ihre Systeme stets aktuell halten. Änderungen an diesen Schnittstellen sind unausweichlich und oft nur eine Frage der Zeit. Nehmen wir als Beispiel einen Fahrer, der heute seine Lieblingsmusik direkt aus Spotify in sein Auto streamt. Selbst wenn dies heute reibungslos funktioniert, bedeutet dies nicht, dass es übermorgen immer noch der Fall sein wird. Spotify, wie auch andere Anbieter, kann jederzeit Änderungen an seinen Schnittstellen vornehmen. In solchen Fällen liegt es dann in der Verantwortung der Autohersteller, rechtzeitig Anpassungen vorzunehmen und sicherzustellen, dass die Nutzererfahrung nicht beeinträchtigt wird.
Schnittstellen im Wandel: Warum Anpassungen unvermeidlich sind!
Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Betreuung verschiedenster Schnittstellen kann ich definitiv bestätigen: Änderungen sind unumgänglich. Jedes Endgerät, das mit einem Server kommuniziert, wird unweigerlich an einen Punkt kommen, an dem es aktualisiert werden muss. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Manchmal geht es um abgelaufene SSL-Zertifikate, in anderen Fällen um veraltete Verschlüsselungsprotokolle wie TLS 1.1. Sicherheitslücken, die dringend behoben werden müssen, können ebenso ein Auslöser sein wie der Einsatz neuer und effizienterer Kompressions- oder Encodierungsmethoden, beispielsweise bei Audio-Codecs. Früher oder später sehen sich Server gezwungen, ältere Protokolle wie TLS 1.1 nicht mehr zu unterstützen. Es ist daher unabdingbar, dass die Endgeräte rechtzeitig angepasst werden. Ansonsten besteht das Risiko, dass die Kommunikation über die betreffende Schnittstelle zusammenbricht.
Vom Radwechsel bis zum Software-Patch:
Die Parallelen zwischen Autos und Smartphones
Ein Smartphone mag zwar in vielen Fällen als überschaubare Investition gelten, doch die Erwartungen an seine Leistungsfähigkeit und Aktualität sind hoch. Apple iPhones beispielsweise werden in der Regel fünf bis sechs Jahre lang mit Software-Updates versorgt – vor allem aus Sicherheitsgründen und um sicherzustellen, dass die Verbindungen zu Cloud-Diensten stets aktuell bleiben.
Bei einem Auto, das in einer ganz anderen Preisliga spielt, sind die Erwartungen an die Langlebigkeit natürlich höher. Niemand möchte, dass nach nur wenigen Jahren die Hälfte der innovativen Software-Funktionen nicht mehr funktioniert. Was nützt einem die beste Harman Kardon Soundanlage, wenn das Auto nicht mehr in der Lage ist, eigene Playlists zu streamen? Bluetooth und AUX sind hier nur Notlösungen.
Ein beeindruckendes Beispiel in Sachen Software-Updates ist Tesla. Innerhalb eines Jahres erlebte ich mit meinem Tesla mehrere Software-Aktualisierungen. Funktionen wurden konsequent hinzugefügt, seien es eine Integration von Apple Musik, eine Kameraansicht für den toten Winkel beim Blinken, verbesserte Navigation oder übersichtlichere Menüs. Tesla setzt hier Standards, die anderen Hersteller bemüht versuchen zu erreichen.
Seit iOS 5 hat Apple im Jahr 2011 die Over-the-Air-Updates für iPhones eingeführt. Über Over-the-Air-Updates – also Updates, die bequem von zu Hause aus und ohne Werkstattbesuch installiert werden können – hält Tesla seine Fahrzeuge kontinuierlich auf dem neuesten Stand, was die gefühlte Lebensdauer des Fahrzeugs erheblich verlängert. Wer heute noch ein Auto kauft, das nicht in der Lage ist, Over-the-Air-Updates zu empfangen, setzt meiner Meinung nach auf das falsche Pferd.
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